Lambarene liegt im äquatorialen Regenwaldgebiet am Ufer des Ogowe. Das Klima ist tropisch feucht mit einer mittleren Luftfeuchtigkeit von 85%. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1500 mm und die mittlere Temperatur liegt bei 26░C. Das Gebiet ist hochendemisch für das Vorkommen von Plasmodium falciparum, Erreger der Malaria tropica. Jährlich werden in der Forschungsabteilung des Hospitals in Lambarene etwa 5000 Malariapatienten untersucht und behandelt. Ein Teil davon wird in die laufenden Studien aufgenommen.
Eine gro▀e derzeit laufende Studie hat zum Ziel, Ursachen und Mechanismen der Entstehung einer schweren Malaria herauszufinden sowie schützende Faktoren zu charakterisieren. 100 Kleinkinder mit schwerer, lebensbedrohlicher Malaria werden mit 100 Kindern gleichen Alters, Geschlechts und Herkunft mit milder Form der Krankheit verglichen, die auch in ihrer Vorgeschichte keine schwere Malaria hatten.
Nach einer ersten Behandlung werden die Kinder zwei Jahre lang alle zwei Wochen daraufhin überprüft, wie häufig sie wieder Malaria bekommen und welche klinische Ausprägung diese hat. Dabei soll festgestellt werden, ob tatsächlich manche Kinder öfter und auch in schwereren Formen an Malaria erkranken.
Eine wichtige Frage dabei ist, ob sich die Kinder mit schwerer Erkrankungsform genetisch von den Kindern mit milder Malaria unterscheiden. Darüberhinaus werden sozioökonomische Faktoren der Familien der Kinder festgehalten, um etwaige Unterschiede im Sozialmilieu der Patienten mit schwerer Malaria und mehrfachen Infektionen herauszufinden. Zudem ist die Bedeutung der Transmission zu klären, also ob bestimmte Kinder häufiger von den Anophelesmⁿücken gestochen werden oder auch mehr infektiöse Stiche erhalten.
Interessant gestaltet sich ebenso der Vergleich der immunologischen Reaktivität der Leukozyten der Kinder beider Gruppen miteinander. So kann festgestellt werden, ob bestimmte Reaktionsmuster Schutz vermitteln können.
Erste Ergebnisse der Untersuchungen zeigen Differenzen in der Adhäsionsfähigkeit zwischen der Parasiten den beiden Patientengruppen. Ebenso konnten unterschiedliche Zusammensetzungen von Genotypen der Parasitenisolate aus schweren im Vergleich zu milden Malariafällen nachgewiesen werden. Desgleichen bestätigte sich, da▀ Patienten mit schwerer Malaria andere Immunreaktionsmuster aufweisen als solche mit milderen Erkrankungsformen.
Die klinischen und basisimmunologischen Untersuchungen sowie die reine Feldarbeit werden natürlich in Lambarene durchgeführt. Die molekularimmunologischen und molekulargenetischen Analysen der Mücken, Parasiten und Zellen aus den Studien erfolgen in Tübingen. Aufgaben dabei sind etwa die funktionelle und genetische Charakterisierung mit dem Ziel, Pathogenitätsfaktoren von Parasiten mit der Schwere der Erkrankung in Zusammenhang zu bringen.
Die endgültigen Resultate der Studie sollen Aufschluß über die verschiedenartige Bedeutung der einzelnen untersuchten Faktoren auf die Entstehung der schweren, lebensbedrohlichen Malaria geben. Daraus sollten sich neue und gezielte Möglichkeiten von Interventionsstrategien ableiten lassen.
Prof. Dr. Peter G. Kremsner
Seit knapp fünf Jahren leitet Prof. Dr. med. Peter G. Kremsner die Forschungsabteilung am Albert-Schweitzer-Hospital in Lambarene, Gabun. Mit seiner Berufung auf die Professur für Humanparasitologie am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen Anfang 1996 hat Kremsner diese Möglichkeit der klinisch tropenmedizinischen Forschung in Zentralafrika an die Universität mitgebracht. In Lambarene arbeitet ständig eine international zusammengesetzte Gruppe von etwa zehn Forschern - Mediziner und Biologen. Schwerpunkt der Forschung sind klinische Studien zur Pathophysiologie, Immunologie und Therapie der Malaria tropica, die gefährlichste Art dieser weltweit wichtigsten Infektionskrankheit.
Presse MAIL (michael.seifert@uni-tuebingen.de)
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